Die Bedeutung von Audioaufnahmen des Explorationsgespräches für die Fahreignungsbegutachtung
Seit geraumer Zeit besteht die Forderung, die Transparenz der Fahreignungsbegutachtung durch Einführung einer routinemäßigen Bild- oder Audioaufnahme zu steigern. Gegen diese Forderung wurden aus Sicht der Verwaltung, der Politik, der Interessenvertreter, der Rechtsanwälte sowie der Gutachter eine Reihe von Argumenten vorgebracht, und zwar sowohl hinsichtlich möglicher daraus resultierender Nachteile für das diagnostische Setting als auch zu Durchführungs- und Kostenaspekten.
Angesichts dieser widerstreitenden Auffassungen sowie des großen Bedarfs an wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich Audioaufnahmen der psychologischen Untersuchungsgespräche wurde erstmalig im Bereich der Verkehrspsychologie eine empirische Feldstudie zu Auswirkungen von Audioaufnahmen des psychologischen Explorationsgesprächs auf den diagnostischen Prozess, die Qualität und das Ergebnis der Fahreignungsbegutachtung durchgeführt.
Bevor das methodische Vorgehen dieser Untersuchung erläutert wird, bietet die Dissertation eine umfassende Darstellung der Praxisgrundlagen der Fahreignungsbegutachtung, des psychologischen Explorationsgesprächs und der Dokumentations- bzw. der Protokollierungsarten. Hier erfolgt eine umfassende Darstellung der verschiedenen Möglichkeiten, wie das Explorationsgespräch festgehalten wird (Mitschrift per Hand, per Computer, Audio- oder Videoaufzeichnung).
Die Feldstudie selbst umfasste drei Abschnitte: Eine hypothesengenerierende Voruntersuchung beinhaltete eine schriftliche Befragung von Gutachtern, Fahreignungsbehörden und Verwaltungsrichtern. Im zweiten Schritt wurde anhand einer Stichprobe von 303 Fahreignungsbegutachtungen ein Feldexperiment realisiert. Dieses wurde von 15 verkehrspsychologischen Gutachtern in insgesamt 20 von
DEKRA e. V. Dresden akkreditierten Begutachtungsstellen für Fahreignung (BfF) durchgeführt. Anschließend erfolgte im Rahmen einer Nachuntersuchung eine schriftliche Befragung der 15 am Feldexperiment teilnehmenden Gutachter.
Die Dissertation liefert einen sehr konkreten Beitrag zu einem aktuell diskutierten Problem der Fahreignungsdiagnostik. Darüber hinaus stellt es einen sehr lesenswerten Beitrag zur angewandten psychologischen Diagnostik insgesamt dar.