Leseprobe v. Schiller/Knäusel: Zeppeline
Zu diesem Buch
Über Hans von Schiller
Aus dem Inhalt
Zu diesem Buch
Als Hans von Schiller um die Mitte der sechziger Jahre dieses Buch schrieb,
stand er schon im achten Lebensjahrzehnt. Die letzten Luftschiffe hatten 30
Jahre zuvor aufgehört zu existieren. Viele Passagen im Buch, die seine
persönlichen Erlebnisse wiedergeben, sind jedoch so spontan und lebendig
geschildert, als hätte er sie gestern erlebt. Interessant, daß er nach
eigenem Bekunden glaubte, kein guter Schreiber zu sein; er bevorzugte es zu
erzählen. So war es dann auch bei öffentlichen Anlässen, wo er sehr bald
das Manuskript vergaß und plauderte, lebendig und packend. Und so ist es
auch mit diesem Buch, das zu den unentbehrlichen der umfangreichen
Luftfahrtliteratur gerechnet werden kann. Man spürt, wie er getrieben wird
von seinen Gedanken und Erinnerungen, die er von Kapitel zu Kapitel immer
aufs Neue bändigen muß, um seinem Anliegen gerecht zu werden, dem Leser
nicht nur Zeppelin-Geschichte, sondern auch ein »Handbuch der
Zeppelin-Luftschiffahrt« zu präsentieren, ein Nachschlagewerk über den
Zeppelin-Luftschiffbau in Deutschland. Daß ihm dies gelang, beweist die
starke Nachfrage nach einer Neuauflage, die hiermit in einer vollständig
überarbeiteten und erheblich ergänzten Fassung vorgelegt wird.
Im Einvernehmen mit Hans von Schillers Witwe, der inzwischen leider
ebenfalls verstorbenen Ellen von Schiller, und seiner Tochter, Frau
Elisabeth Pletsch, habe ich einige Kapitel, die sehr stark autobiographische
Züge trugen und in eine noch zu erarbeitende Biographie über den Autor
einfließen sollen, etwas gekürzt. Dafür wurden Vortragsmanuskripte und
andere Manuskriptfragmente eingearbeitet sowie der tabellarische Anhang
erheblich ergänzt und durch zusätzliche Register erweitert, was den Wert des
Buches als Nachschlagewerk noch verbessern wird. Die Tabellen wurden
übersichtlicher gestaltet und teilweise bebildert. Alle Textstellen, die
einzelne Luftschiffe behandeln, wurden im Register miterfaßt.
Mein eigener kritischer Beitrag am Schluß des Textteiles möge auch unter
diesem Aspekt gesehen werden, denn es läßt sich denken, daß die Anregungen
aus dem ehemaligen Freundeskreis Hans von Schillers ebenso wie seine eigenen
Gedanken in vielen Bereichen nicht mit meiner Meinung übereinstimmen. Das
schon angedeutete Generationenproblem ist dabei nur ein Aspekt, insbesondere
im Zusammenhang mit dem Thema Erster Weltkrieg. Für Hans von Schiller war
dies mehr oder weniger ein zeitbedingtes Ereignis, dem er sich vorbehaltlos
unterordnete. Der Begriff »Militarist«, auf den Grafen Zeppelin angewendet,
ist daher für ihn ebenso undenkbar, wie die Vorstellung, daß der
entsetzliche Krieg viel mehr war als nur ein Zeitereignis. In dessen
Verlauf wurden allerdings erstmals Tod und Verderben aus der Luft, durch
Zeppeline nämlich, weit hinter die Front zu hilflosen »Nichtkombattanten«
gebracht. Das spätere Bedauern darüber macht das Leiden nicht ungeschehen.
Die Kapitel »War Zeppelin ein Militarist?« oder »Die Feuertaufe« hätten
demnach aus meiner Sicht eine tiefgreifende Umarbeitung erfahren müssen,
doch wäre es dann - so ließ ich mich überzeugen - kein
Hans-von-Schiller-Buch mehr gewesen. Das gleiche trifft auf die Beurteilung
der Person des Grafen Zeppelin zu, insbesondere im Kapitel »Exzellenz läßt
bitten«, wo nur eine Seite des facettenreichen Mannes reflektiert wird.
Zusätzliche Arbeiten zum offenbar unerschöpflichen Thema sind daher
notwendig, zum Teil auch bereits in Vorbereitung.
Über Hans von Schiller
Am 9. Dezember 1976 verstarb Hans von Schiller, einer der bedeutendsten
Männer aus der Zeit des Zeppelin-Luftschiffbaus - plötzlich, unerwartet,
kurz vorher noch am Steuer seines Autos sitzend, das er mit über 80 Jahren fast
täglich fuhr. So sicher und selbstverständlich wie er sein Auto bis kurz
vor seinem Tode lenkte, so sicher hatte er einst als junger Kapitän viele
Male sein Luftschiff geführt.
Hans von Schiller war das, was man einen Weltmann nennt, ein Grandseigneur
»alter Schule« im ganz und gar positiven Sinne, mit allen Eigenschaften, die
über die Zeiten hinweg, unabhängig von modischen Strömungen der
Gesellschaft, Gültigkeit besitzen.
Ich kann mich glücklich schätzen, Hans von Schiller persönlich kennengelernt
und viele anregende Gespräche mit ihm geführt zu haben. Es ging dabei nicht
immer nur ums Luftschiff. Für Hans von Schiller waren zahlreiche
Themenkreise von Interesse und Wert, diskutiert zu werden. Daß sich vieles
dabei an der vergangenen Welt der Luftschiffe orientierte, daraus abgeleitet
wurde, darauf hinführte, ist leicht begreiflich, wenn man bedenkt, wie das
gigantische technische Projekt, die wirtschaftlichen und politischen
Wirkungen des Zeppelin-Luftschiffbaus einen aufgeschlossenen, vielseitig
begabten jungen Mann geprägt haben mußten. Daß er nie mehr davon loskam,
war eine Art von schicksalhafter Gebundenheit, die er mit seinen Weggenossen
teilte.
In einem Punkt aber unterschied er sich von den meisten, wenn er nämlich mit
geradezu entwaffnender Offenheit bekundete, daß die Zeit der Zeppeline
vorbei sei, womit er sich in gewisser Weise außerhalb der einst
verschworenen Gemeinschaft stellte. Kritik an seiner Einstellung focht ihn
nicht an. Wie kein anderer wußte er überzeugend darzulegen, welche Gründe
gegen eine Neuauflage des Großluftschiffes sprachen. Er war Realist, der
die Vergangenheit nicht zurückholen wollte, weder die der Luftschiffe, noch
die eigene. Seine ungemein ausgeprägte Erlebnis- und Erinnerungsfähigkeit
kamen ohne den unerfüllbaren Wunsch aus, Zeppelin-Luftschiffe wieder erleben
zu müssen. Er lehnte es vor allem ab, Luftschiffe nur um des sensationellen
Erlebnisses willen zu fordern. Mehr als einmal hat er in Gesprächen betont,
daß es nicht allein dem Können, wohl aber dem Glück zu verdanken gewesen
sei, daß sein LZ 127 »Graf Zeppelin« ohne Schaden so viele Jahre fahren
konnte. Er wußte aus eigener Erfahrung über etliche Ereignisse zu
berichten, in denen man hart am möglicherweise katastrophalen Unfall
vorbeifuhr.
Was daran besonders bemerkenswert war und ihn von den meisten ehemaligen
Fahrensleuten unterschied: Er hatte die schwache Seite der Zeppeline nicht
einfach verdrängt, sondern erkannte und analysierte deren Ursachen. Gewiß
gestand er den Befürwortern neuer Luftschiffe zu, daß heute mit dem
unbrennbaren Helium und all der modernen Technik vieles anders aussehe -
aber eben nur vieles, nicht alles. Die Bedeutung des Zeppelin-Luftschiffs
als Wegbereiter des Weltluftverkehrs, als Anreger für viele Teilbereiche der
Technik und sogar völkerverbindendes Element nach der traurig-tragischen
Verwendung im Kriege hat er durch diese konsequente Haltung nicht
geschmälert, sondern nur unterstrichen. Daß wir heute in manchen Punkten
eine andere Einstellung, beispielsweise zum Thema des Luftschiffeinsatzes im
Ersten Weltkrieg haben, ist vor allem begründet in der Generationenfrage,
die immer Konfliktstoff in sich birgt.
Hans von Schiller hat sich stets bemüht, dem Luftschiff im Rahmen der
Entwicklung der Technik einen Platz an exponierter Stelle zuzuweisen. Für
ihn war der Zeppelin-Luftschiffbau trotz offensichtlicher Schwächen des
Systems gleichbedeutend mit Fortschritt, war Voraussetzung für viele
Einzelentwicklungen, die heute selbstverständlich sind.
Aluminiumverarbeitung, Leichtmotorenbau, Echolot sind nur einige wenige
Stichworte, die er am Luftschiffbau zu orientieren wußte. Vom Luftschiffbau
inspirierte Entwicklungsprozesse interessierten ihn mehr als unrealistische
Zukunftsträumereien; für die Darstellung der bis heute nachwirkenden
Vorgänge hat er viel Zeit aufgewandt, viele Gespräche und Diskussionen
geführt. Die Klarlegung einer historischen Epoche, von ihm selbst miterlebt
und mitgestaltet, lag ihm am Herzen. Wie alle geschichtsbewußten Menschen
war er aber von ihrer Unwiederbringlichkeit überzeugt.
Heißt das nun, Hans von Schiller hätte sich nach dem Ende der Luftschiffahrt
nicht mehr für das Luftschiff selbst begeistern können? Keineswegs, im
Gegenteil! Seine Begeisterung wirkte ansteckend, und gerade wegen seiner im
Alter kritischen, distanzierten Haltung hielt er das Thema lebendig. Alle
Entwicklungen in der Luftfahrt interessierten ihn brennend, nur neu mußten
sie sein, Fortschritte erkennen lassen.
Aus dem Inhalt
Hans von Schiller: Wie ich Luftschiffer wurde
Wege und Umwege
Der Mythos »Graf Zeppelin«
Ein Reitergeneral baut Luftschiffe
War Zeppelin ein »Militarist«?
Eine Idee gewinnt Gestalt
Erste Anerkennung und Hilfe
Der Bau des ersten Luftschiffs
Weitere Fahrversuche
Der Chefkonstrukteur der Zeppeline
Der Start von LZ 2 und LZ 3
Echterdingen und die Volksspende
Exzellenz läßt bitten
Kriegs- und Nachkriegsfahrten
Die Feuertaufe
Die Delag, erste Luftverkehrsgesellschaft der Welt
Graf Zeppelin fördert den Flugzeugbau
Der Krieg ist der Vater mancher Dinge
Vom Schönwetterschiff zum Allwetterschiff
Die Delag eröffnet den Fahrplandienst
ZR III fährt nach Amerika
»Graf Zeppelin« wurde für große Strecken gebaut
»Graf Zeppelin« Fahrten Januar bis April 1929
Im Zeppelin auf den großen Strecken des Weltluftverkehrs
Vorbereitungen
Die Arktisfahrt des »Graf Zeppelin«
Planmäßig nach Südamerika
Zeppeline als Wegbereiter im Weltluftverkehr
Die Katastrophe von Lakehurst
Ausklang des Zeppelinbaues
Kleines Technikum der Luftschiffahrt
Werden wieder Luftschiffe fahren?
Eckener erfüllt das Vermächtnis Graf Zeppelins
Was blieb vom Werk des Luftschiffbaues?
Das Unglück von Lakehurst und seine Folgen
Spekulationen über die Ursachen
Bericht des deutschen Untersuchungsausschusses über das Unglück des Luftschiffs »Hindenburg«
Die Katastrophe hatte Vorgänger
Helium löst die Probleme nicht
Wie soll es weitergehen?
50 Jahre nach Lakehurst
Aktuelle Luftschiffprojekte
Die Sackgasse
Quellenhinweise
Anhang
Sämtliche Bauten des Luftschiffbau Zeppelin
Zeppelin-Luftschiffbauten
Übersicht
Größen- und Leistungssteigerung
Größenvergleich
Fahrtenstatistik
Delag von 1909 bis 31. Juli 1914
Delag und DZR von 1919 bis 1937
Zusammenstellung der Verkehrsleistungen
Luftschiff LZ 127 »Graf Zeppelin«
Luftschiff LZ 129 »Hindenburg«
Besatzungslisten
Luftschiffhäfen und Landeanlagen für Delag- und DZR-Betrieb
Verantwortliche Zeppelin-Luftschifführer
Namen- und Ortsregister
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